Wahlkampf 2008

Ich gebe zu, ich wollte eigentlich hier keine politischen Meinungen mehr kund tun, aber ich werde jetzt einmal (aus gegebenen Anlass, sozusagen) eine Ausnahme machen:

Was ist nur mit den Grünen los? Der Bevölkerung ist klar, die vorige Regierung (rot-schwarz) hat Mist gebaut. Die Politikverdrossenheit ist groß. Umso größer ist dementsprechend die Chance für die sogenannten Kleinparteien.
Ich persönlich halte die Rückkehr des LIFs an sich für eine gute Idee. Es ist auch nachvollziehbar, dass Heide Schmidt die Spitzenkandidatur übernimmt, weil man nun einmal das Liberale Forum mit ihr assoziert. So weit so gut.

Aber die Grünen müssten meiner Meinung nach endlich eingesehen haben, dass sie einen neuen Spitzenkandidaten bräuchten. Nichts gegen Alexander Van der Bellen, aber er ist einfach schon zu alt. Gerade die Grünen hängen sehr von einer jungen Wählerschaft ab. Ausgerechnet die Thematik der Umweltpolitik ist für jüngere Generationen potenziell interessanter als für die Älteren.
Jetzt hätten die Grünen eine echte Chance einmal richtig mitzumischen, sofern sie bereit dazu wären, neues zu probieren bzw. zu wagen.

Es ist absehbar, dass die Wähler nicht nur enttäuscht (bzw. frustriert) sind, sondern sie den beiden Großparteien auch mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Denkzettel verpassen wird (bzw. wollen).
Leider gibt es nicht allzu viele Optionen.

Mein persönlicher Überblick zu den einzelnen Parteien:
  • SPÖ:
  • Es war sicher ein Schritt in die richtige Richtung, Hr. Gusenbauer abzusetzen (bzw. zu ersetzen), wenn auch nicht gerade die feine Englische (was zugegebenermaßen in Österreich auch nicht so eine große Rolle spielt). Hr. Faymann macht sich in den Medien (mit Ausnahme eines monarchistischen Massenblatts) recht gut. Auch die Präsentation der bzw. der Zugang zur Jugend ist ihnen recht gut geglückt, was sicher nicht von Nachteil sein kann (und wird).

    Das (geplante) Wahlzuckerl des Hr. Faymann (5-Punkte-Programm zum Ausgleich der Teuerung), mag im ersten Moment recht verführerisch klingen (und sicher auch einige Wähler auf seine Seite ziehen), ist aber in größerem Blickwinkel mehr als fragwürdig und greift auch nicht dort wo es sollte. Dies hat Hr. Van der Bellen im TV-Duell vom Dienstag (Faymann vs. Van der Bellen) auch richtig erkannt und zu recht kritisiert.
    Was man allerdings positiv anerkennen muss, ist die kleine Revolte gegenüber der ÖVP, die dem Volk zeigt, dass die SPÖ nicht nur umfallen kann und Stärke und Durchsetzungsvermögen demonstriert.
    Fazit: Inhaltlich mehr als fragwürdig, parteipolitisch allerdings top.

    Beitrag zur EU-Verdrossenheit (nicht zu letzt durch besagtes Massenblatt und dessen eindeutig negative Haltung gegenüber der EU) äußerst ungünstig.

    Wahlmöglichkeit: Potenzial vorhanden, "Wahlzuckerl" und "EU-Verdrossenheit" allerdings sehr große Fehler.

  • ÖVP:
  • Von der ÖVP hört man in diesem Wahlkampf nichts wirklich Neues. Damit sprechen sie natürlich auch ihr "Stammklientel" an und stehen (wie sie selbst gerne vorgeben) damit für Ausdauer und Konsens und wirken nicht sonderlich "aufgescheucht" (was den Wahlkampf betrifft). Dies ist ebenfalls nachvollziehbar, so sie doch knapp zwei Jahre lang alles (oder eben vieles) gegen eine SPÖ-ÖVP-Koalition unternommen hat.
    Die ÖVP verspricht wirtschaftliche Kompetenz. Sie macht auch keinen Hehl daraus, dass sie diese Kompetenz keiner anderen Partei zutraut. Schon gar nicht der SPÖ, was ebenfalls (aus ihrer Sicht) nur richtig sein kann.
    Es gibt hier kaum Neues oder Innovatives. Die ÖVP vertraut auf die konservativen Wähler.

    Das Hauptproblem ist sicherlich der Eindruck des Versuches einer alleinigen Herrschaft, was in Zeiten der Demokratie nicht mehr zeitgemäß ist. Es gibt eine gewissen politische Verantwortung, egal wie unterschiedlich die Meinungen letztendlich sind.

    Wahlmöglichkeit: Begrenzt, vor allem der Anschein der "Alleinherrschaft" und der "Nicht-Bereitschaft" an politischem Konsens ist nicht mehr zeitgemäß.

  • Die Grünen:
  • Die Grünen haben sicher auch ein gutes Programm und potenzial doch ihr Hauptproblem ist definitiv ihr Spitzenkandidat. Wie bereits erwähnt mag Hr. Van der Bellen ein sehr kompetenter Mensch sein, als Motivation für jüngere Generationen (die Studenten einmal ausgenommen) dient er wohl eher nicht.

    Natürlich ist es so (bzw. sollte es so sein), dass eine Partei nicht nur aus einer Person besteht (mit Ausnahme vielleicht des BZÖ), aber der Spitzenkandidat ist nun einmal das Aushängeschild, vor allem im Wahlkampf. Wenn man an grün denkt, denkt man an einen alten Mann. Man hat nicht das Gefühl einer jungen dynamischen Partei die Stimme zu geben (obwohl das durchwegs so sein könnte bzw. auch ist).

    Wahlmöglichkeit: Wie all die Jahre davor auch, potenzial vorhanden, aber nicht überzeugungsfähig genug.

  • FPÖ:
  • Dazu gibt es im Prinzip nicht allzu viel zu sagen. Hr. Strache weiß sehr gut, wie er die Wähler ansprechen und aufwühlen kann. Er versteht es sehr gut zu kritisieren und zu entfachen. Er ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig der richtige Spitzenkandidat sein kann. Ob die FPÖ (alleine) regierungsfähig wäre darf stark bezweifelt werden.

    Zuviel ist polemisch und angriffslustig ohne dabei auch (realistische) Verbesserungsvorschläge zu leisten.

    Wahlmöglichkeit: Für mich absolut nicht.

  • BZÖ:
  • Hr. Haider ist Hr. Strache gar nicht so unähnlich (was bei einem "Lehrer-Meister-Verhältnis" auch anzunehmen ist). Er ist das rechte Urgestein. Er ist das BZÖ. Mehr kann man dazu nicht sagen.

    Wahlmöglichkeit: Wie bei der FPÖ, absolut nicht.

  • LIF:
  • Das LIF birgt eventuell potenzial und zumindest eine recht gute Alternative zu bereits bestehender Politik. Ich persönlich habe noch nicht allzu viel von ihnen (inhaltlich) gehört. Auch hier steht definitiv Heide Schmidt für das LIF. Prinzipiell traue ich ihr einiges zu. Es bleibt abzuwarten, wofür sie wirklich stehen (es gibt natürlich ein Programm auf ihrer Homepage, aber bis jetzt fehlte mir die Muße, mich da durchzuwühlen, zumal es noch immer auf dem Stand von damals [2001 glaube ich] ist).

    Wahlmöglichkeit: Potenzial vorhanden, wenn sie es geschickt anstellen.

  • KPÖ:
  • Dazu habe ich absolut keinen Bezug. Prinzipiell kann ich einer rein kommunistischen Einstellung nicht viel abgewinnen, obwohl es sozial vermutlich am Fairsten wäre.

    Wahlmöglichkeit: Für mich nicht.

  • Dinkhauser:
  • Für mich (wie auch beim Letzten Mal 2006) komplett uninteressant.

    Wahlmöglichkeit: Für mich nicht.
Dies war ein rein subjektiver Auszug zu meinen Gedanken gegenüber den zur Verfügung stehenden Parteien. Mir ist klar, dass meine Recherchen unvollständig sind. Ich habe allerdings auch nicht vor das zu ändern.

Das einzige was mir wichtig wäre ist: Bitte informieren und wählen. Ungültig wählen ist in einem demokratischen System einfach mehr als fehl am Platz.

So long, Grüße zyni42.

P.S.: Wünsche und Anregungen (jaja natürlich auch Kritik) ist mehr als erwünscht.
valtl - 14. Sep, 12:58

FPÖ-BZÖ unwählbar?

so sehe ich das nicht, eher so: http://valtl.twoday.net/stories/5181908/
Aber eine nette Analyse!
Wie immer bleibt wohl die Wahl des geringsten Übels, wobei ich hier zu den Grünen tendiere. Nicht, dass ich sie unbedingt in der Regierung haben will, aber eher als den Rest der zur Wahl Stehenden...

zyni42 - 22. Sep, 22:45

Hiho!

Habe ich mir angesehen. Ist eine nette Idee, aber in einem demokratischen System wohl eher subotimal. *g*

Aber danke für Deine Anerkennung.

Lg, zyni42

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